Youssou Ndiaye

 

        Eine große Tasche um den Hals, läuft Youssou Richtung Busbahnhof durch die Straßen der Stadt. Leere Straßen, kaum Autos, Ampeln, die sinnlos die Farbe wechseln. Niemand folgt Youssous Schritten. Mutterseelenallein in der Dunkelheit der Nacht, festen Schrittes, ohne einen Blick zurück. Keine Anstrengung unternimmt er, eine letzte Erinnerung zu bewahren, hat keine Energie, noch mehr Kraft in dieser feuchten Stadt zu verlieren. Hat gerade mal genug, um abzuhauen.

        Da läuft Youssou. Er hat nicht gefunden, wovon sie ihm erzählt hatten. Salif ist der einzige, den er zurücklassen wird. Der Arme denkt, dass es noch Möglichkeiten gibt, dass da irgendwo eine Gelegenheit auf ihn wartet.

        Er hatte keine freundlichen Gesichter erwartet, er wollte kein Lächeln, keine Aufrichtigkeit, keine Wohnung. Eine Arbeit. Das war alles. Aber wer hätte gedacht, dass ihn diese Ohnmacht ersticken würde, dieses Weiß, die ihm fremd und doch so bekannt war.

        Sie hatten vom Norden gesprochen. Das hier scheint nicht der wirkliche Norden zu sein. Da muss alles kalt sein. Hart sei es, haben sie gesagt. Dass sie dort deshalb reich seien. Genau. Denn das war die Suche, auf der er sich befand, sie war wichtiger als Sprache, Lächeln, Umarmungen. Auf der Suche nach all dem, was es hier nicht gab, was er hier nicht erreichen konnte. Er war doch nicht losgezogen, um Liebe zu suchen, und nach Afrika, gab es keine Farben, keine Gerüche mehr, die wirkliche Wurzeln hätten.

        Da läuft Youssou. Wohin weiß er nicht, aber weg von hier. Es wird eine andere Stadt geben, einen anderen Platz, an dem es mehr Möglichkeiten gibt, irgendwo wird es den Ort geben, den Youssou braucht. In irgendeiner Stadt im Norden. Er steigt in den Bus. Er fährt, blickt zurück, Städte um Städte, ferne Hoffnungen. Die Familie noch ferner. Durch das Busfenster die letzten Lichter der Stadt, die sich mit der Beleuchtung der Autobahn vermischen. Eine funkelnde Linie, die die schwarze Nacht verwischt.

 

 

© Urtzi Urrutikoetxea
© Übersetzung aus dem Baskischen: Gabriele Schwab


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