DU IN NORDIRLAND, ICH IM SÜDEN DES BASKENLANDES

 

Wer könnte, selbst mit ungereimten Worten

Jemals erschöpfen all das Blut, die Wunden.

Die ich dort sah, auch wenn er oft erzählte?

Versagen würde wahrlich jede Zunge,

Es wäre unser Geist und unsere Sprache

nicht groß genug, um alle zu erfassen.

 

Dante, Inferno (Die Hölle), XXVIII 1-6

 

 

Gewidmet Jane McKee

 

 

 

Wir sitzen uns von Angesicht zu Angesicht gegenüber und lesen

alte Dokumente, du und ich gleichermaßen beunruhigt,

wir betasten die vergilbten Schriftstücke als wären sie Leichentücher,

es ist so spröde, dieses trockene und vergessene Blut.

 

Für uns beide erweist sich als ein furchtbarer Spiegel,

der Hass, der Schmerz, der zu uns reicht aus den gewundenen Buchstaben;

uns ist die Sprache fremd, die Situation hingegen, das ist klar, natürlich nicht.

Ich werde Ihnen all die Bücher schicken, so wie er es erbeten hat

in seinem Testament, aber geben Sie acht, dass Sie sie niemandem zeigen,

der Kerker und der Tod

sind einzig der Lohn.

Hier ist die Unterschrift und dies waren die Siegle.

Und wir wispern einander die letzten Notizen zu:

Ein Toter in deinem Land, in meinem dreißing Verletzte,

sprichst du vom sechzehnten Jahrhundert oder von heute morgen?

Die, die hier Opfer waren, sind dort zu Henkern geworden.

 

Der Wind ist warm,

das Licht, hell,

der Schnabel und die Augen

des Raben sind blutrot.

 

Hier lese ich Götzendiener, und dort Ketzer,

und überall Verräter. Der Stil hat sich ein wenig verändert,

und heute schreibt niemand mehr mit Gänsefeder.

Im Land der Freiheit waren sie nur Verbannte.

 

Anstifter zum Aufruhr, Feind des Volkes,

sag mir, wo du diese Worte zuvor gelesen hast,

und in welchen Sprachen.

In jenem vierhundert Jahre alten Buch,

oder in dem Zeitungen von gestern?

 

 

© Rikardo Arregi Diaz de Heredia, Kartografia
© Übersetzungen von: Berit Skock


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